Das Department für Geschichte trauert um Rudolf Lill

Am 18. Juli verstarb in seiner Heimatstadt Köln der langjährige und prägende Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und neueste Geschichte am Institut für Geschichte der Universität Fridericiana zu Karlsruhe (TH). Lill führte die Tradition von Franz Schnabel weiter und entwickelte die Karlsruher Geschichte zu einer besonderen Verbindung von politischer Neuzeit- und Technikgeschichte, in deren Tradition das Department für Geschichte steht.

Lill war u. a. Schüler des einflussreichen Kölner Neuzeithistorikers Theodor Schieder. Er verbrachte eine ihn lebenslang prägende Zeit als wiss. Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Rom. Dort entwickelte Lill sich zu einem der führenden deutschen Italien-, Katholizismus- und kritischen Papsthistoriker. Seine 'Geschichte Italiens in der Neuzeit', zuerst 1980 erschienen, gehört in der Verbindung von Politik-, Kultur-, Christentums- und Mentalitätsgeschichte zu den Grundlagenwerken der modernen deutschen Italiengeschichtsschreibung. Nach Professuren in Köln und Passau übernahm Lill 1983 den Schnabel-Lehrstuhl an der Fridericiana. In den frühen 1990er Jahren setzte er sich mit Erfolg für die Einrichtung einer Professur für Technikgeschichte am Institut für Geschichte ein. Lill gründete und leitete außerdem die regionalzeitgeschichtliche Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten, die sich neben der Erforschung der NS-Gegner im Kontext auch der historisch-politischen Bildung und Gedächtnisarbeit widmete. Von 1993 bis 1996 leitete Lill als Generalsekretär das deutsch-italienische Zentrum Villa Vigoni am Comer See. Gastprofessuren führten Lill u.a. nach Rom, Florenz und Pavia. Von 1993 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 forschte und lehrte Lill wieder in Karlsruhe. Er veröffentlichte u.a. Grundlagenstudien zur Zeitgeschichte Tirols ('Südtirol in der Zeit des Nationalismus', 2002) sowie zur Ultramontanisierung der katholischen Kirche seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ('Die Macht der Päpste', 2011). Lill war nach seiner Emeritierung der Ansprechpartner des Deutschlandfunks für Italiana und Catholica.

 

 

 

Das Department für Geschichte trauert um Rudolf Lill als großen europäischen Neuzeit- und Christentums- sowie kritischen Zeithistoriker.

Rolf-Ulrich Kunze

 

Im August 2020