Technik und Gespenster: Phantastik um 1900

Zugleich mit dem Auftreten spektakulärer neuer Technologien und Medien im 19. Jahrhundert stieg das Interesse an spiritistischen Séancen, magischen und okkulten Praktiken, Gespenstererscheinungen und phantastischer Literatur. In diesem interdisziplinären Seminar wird es um den Zusammenhang der neuen Medien- und Technikkultur mit dem öffentlichen Interesse an Phantastik und mit der populären Unterhaltungskultur gehen. Noch um 1900 verstand man unter „Medien“ nicht technische Apparate, sondern primär Menschen – zumeist Frauen –, die „mit der Geisterwelt in Rapport stehen“, wie Meyers Konversationslexikon von 1888 vermerkt. Knapp 100 Jahre später heißt es bei Friedrich Kittler, es bestehe „zwischen okkulten und technischen Medien […] kein Unterschied.“  Tatsächlich spielten einst neue Medientechnologien wie Fotografie, Film, Phonographie und auch multimediale Shows durchweg mit dem Phantastischem und Übersinnlichen. Zudem versuchte man schon früh, diese neuen Techniken zur Erforschung, Dokumentation und teilweise auch Erzeugung parapsychologischer Phänomene einzusetzen.

Ausgehend von der Auseinandersetzung mit dem allgemeinen Kontext von Okkultismus und Moderne werden wir uns im Seminar mit technikhistorischen, medien- und kulturwissenschaftlichen sowie literarischen Aspekten dieses umfangreichen Themenkomplexes auseinandersetzen.