Die Geschichte der Digital Humanities

  • Typ: Hauptseminar / Oberseminar (HS/OS)
  • Lehrstuhl: KIT-Fakultäten - KIT-Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften - Institut für Technikzukünfte - Geschichte
  • Semester: WS 22/23
  • Zeit: Fr 28.10.2022
    14:00 - 15:30, wöchentlich


    Fr 04.11.2022
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 11.11.2022
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 18.11.2022
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 25.11.2022
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 02.12.2022
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 09.12.2022
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 16.12.2022
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 23.12.2022
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 13.01.2023
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 20.01.2023
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 27.01.2023
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 03.02.2023
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 10.02.2023
    14:00 - 15:30, wöchentlich

    Fr 17.02.2023
    14:00 - 15:30, wöchentlich


  • Dozent: Christian Vater
  • LVNr.: 5012004
  • Hinweis: Online
Inhalt

Der Begriff der ‘Digital Humanities’ ist in der Gegenwart ungeklärt. Auf der einen Seite ist klar, dass wir mit ihm ein Bündel von (zeitgemäßen) Arbeitstechniken meinen, die auch in den Geisteswissenschaften Computernutzung und Verdatung des Forschungsfeldes vorsehen. Auf der anderen Seite ist ihr Status noch vollkommen ungeklärt: Ob es sich um eine neue (von jeweiligen Fachdisziplinen abhängige und diese ergänzende) “Hilfswissenschaft” handelt (vergleichbar etwa mit einer traditionellen Auffassung von Numismatik oder Kodikologie) oder um ein neues “Kleines Fach” mit einem eigenen disziplinaren Geltungsanspruch oder aber um einen Sammelbegriff für Akteur:innen einer transdisziplinaren Methode mit eigenen Werkzeugen, ist weder institutionell noch fachsystematisch abzusehen. Dass das „Fach” die akademische Entwicklung mindestens mittelfristig begleiten wird, lässt sich aus der sehr lebendigen Fachcommunity ableiten und zeigt sich an Gründung und Tätigkeitsverlauf des Fachverbandes (Digital Humanities im deutschsprachigen Raum DHd e.V.).  Über diese fachsystematische Frage hinaus reicht zudem ein übergeordnetes Problem, das die Identität der deutschsprachigen Geisteswissenschaften in ihrem Kern berührt und Selbstzuschreibungen herausfordert: Sind ‚Digital Humanists‘ gleichzusetzen mit ‚Digital Scientists‘? Sind – so wir denn uns auf Computergebrauch und Verdatung konzentrieren -  die einschlägigen Methoden quantitativ? Oder können wir qualitative Ansprüche auch im Digitalen erhalten – und dürfen sie vielleicht gerade nicht aufgeben, wenn wir eine ‚Digitale Geisteswissenschaft‘ betreiben wollen? So werden die Digital Humanities auch als Feldstudie zur alten Frage nach dem Verhältnis von ‚Quantität‘ und ‚Qualität‘, von ‚Messung‘ und ‚Urteil‘ einschlägig. Das wissenschaftstheoretische Problem, ob jede Wissenschaft letztendlich auf Messpunkte und deren Relationen reduzibel sei – oder eben nicht – wird so in den Digital Humanities reaktualisiert. Da es hierbei auch von reichhaltigem Anschauungsmaterial begleitet wird, sind neue Erkenntnisse aus dem experimentellen Setting zu erhoffen.

Das Hauptseminar bietet einen Überblick über die Vielfalt aktueller Probleme, Methoden und Techniken der Digital Humanities, führt in den internationalen wie deutschsprachigen Diskurs ein und zielt auf die Erarbeitung von Bausteinen zu einer DH-Geschichte. Es richtet sich generell an alle interessierten Studierenden und kann als Kulturgeschichte der Technik (KgT) I + II (als KgT 1.1, 1.2, 1.3 und KgT 2.1, 2.2 und 2.3 alt) bzw. KgT A+B (KgT 1-4) und als Geisteswissenschaften Interdisziplinär: Theorien und Methoden (TuM) I und II belegt werden. Die Studienleistung wird in IDEE I oder KGT I als Impulsreferat mit Handout erbracht, in IDEE II oder KGT II ergänzt durch ein schriftliches Abstract inklusive Literaturrecherche, nachgewiesen als geordnete Literaturliste. Die Referate werden prinzipiell in der Sprechstunde eine Woche vor Termin vorbesprochen, die schriftlichen Leistungen sind im Regelfall bis Semesterende einzureichen.

Im Rahmen der Lehrveranstaltung ist ein Austausch mit Studierenden der Fachhochschule Potsdam (Professur für Bibliotheks- und Informationstechnologien und Digitale Services) zur Vorbereitung einer Publikation zur Geschichte der Digital Humanities geplant..

Literaturhinweise

Böhle, Knud/Riehm, Ulrich/Wingert,Bernd (1997), Vom allmählichen Verfertigen elektronischer Bücher. Ein Erfahrungsbericht, Frankfurt am Main: Campus (=Veröffentlichungen des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse 5)

Bolter, Jay David (2001), Writing Space. Computers, Hypertext, and the Remediation of Print, Mahwah (NJ): Erlbaum.

Bush, Vannevar (1945): “As We May Think”, in: Atlantic Monthly 176 (1945) H. 1, S. 101-108.

Coy, Wolfgang (1997): “turing@galaxis II”, in: Warnke, Martin/Coy, Wolfgang/Tholen, Georg Christoph (Hrsg.): HyperKult. Geschichte, Theorie und Kontext digitaler Medien, Basel u. Frankfurt am Main: Stroemfeld, S. 15-33. (=nexus 42)

Drucker, Johanna (2021), Digital Humanities. Coursebook. An Introduction to Digital Methods for Research and Scholarship, New York: Routledge.

Gold, Matthew K. (2012) (Hg.), Debates in the Digital Humanities, Minneapolis: University of Minnesota Press.

Glaser, Peter (1989): “Das Kolumbus-Gefühl. Die Entdeckung einer virtuellen Welt”, in: Weisser, Michael (Hg.), Computerkultur (The beauty of bit and byte), S. 19-40.

Heim, Michael (1993), The Metaphysics of Virtual Reality, Oxford: Oxford University Press.

Krämer, Sybille u. Bredekamp, Horst (2003): „Kultur, Technik, Kulturtechnik. Wieder die Diskursivierung der Kultur“, in: Sybille Krämer u. Horst Bredekamp (Hgg.): Bild – Schrift – Zahl, München: Fink, S. 11–22. (= Kulturtechnik 1)

Lauer, Gerhard (2020), Lesen im digitalen Zeitalter, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. (=Geisteswissenschaften im digitalen Zeitalter 1)

Nelson, Theodor Holm (1974), Computer Lib. Dream Machines, Chicago (IL): self-published via Hugo´s Book Service.

Wachter, Christian (2021), Geschichte digital schreiben. Hypertext als non-lineare Wissensrepräsentation in der Digital History, Bielefeld: transcript.

Wells, Herbert George (1938), World Brain, London: Methuen.