Rüstung und Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

Inhalt

Am 30.1.1933 übernahmen die Nationalsozialisten ein Wirtschaftssystem in der Krise: Die Auswirkungen des Börsencrashs 1929 und der wirtschaftlichen Rezession machten sich in den nachfolgenden Jahren in Deutschland durch Massenarbeitslosigkeit und fehlende Aufträge für die Unternehmen bemerkbar. In der neuen Regierung sahen Unternehmer, Angestellte und Arbeiter eine neue Hoffnung. Innerhalb weniger Jahre gelang es den Nationalsozialisten ein neues Wirtschaftsmodell aufzubauen: die staatlich gelenkte oder „nationalsozialistische“ Marktwirtschaft. Innerhalb weniger Jahre wurde die Wirtschaft der Weimarer Republik in eine Rüstungswirtschaft transformiert und mit der Ideologie des NS verknüpft.

 

Das Seminar gibt in einem ersten Schritt einen Einblick in diesen Umwandlungsprozess der Jahre 1929-1936 und beleuchtet die Vorgehensweise der Nationalsozialisten zum Aufbau ihres Wirtschaftsmodells. Weiterhin wird die Verbindung zwischen Wirtschaft und Ideologie anhand von „Arisierungen“ und dem Umgang mit Unternehmen in besetzten Gebieten untersucht. Die Endkriegsphase und das System der Zwangsarbeiter- und Konzentrationslager, der Aufbau des SS-Wirtschaftsimperiums und die großen Verlagerungen im Deutschen Reich sollen die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Staat veranschaulichen. Abschließend soll die Frage erörtert werden, wie Unternehmer und Unternehmen nach 1945 mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit umgingen und welcher Wandel in der Erinnerungskultur dadurch zu konstatieren ist.

 

Eine Exkursion in die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Neckarelz – Außenlager des KL Natzweiler und Konzentrationslager des zweitgrößten Verlagerungsprojekts „Goldfisch“ ist ganztägig für den 19.11.22 geplant.

PolGI: Die Studienleistung besteht in der Bearbeitung mehrerer kleinerer Aufgaben (kurze schriftliche Einsendungen, etc.) zur Vorbereitung der einzelnen Sitzungen.

PolG II: Die Studienleistung besteht in der Bearbeitung mehrerer kleinerer Aufgaben (kurze schriftliche Einsendungen, etc.) zur Vorbereitung der einzelnen Sitzungen sowie einer kurzen schriftlichen Ausarbeitung (4-5 Seiten).

 

Zugleich besteht die Möglichkeit, später Themen aus der Lehrveranstaltung für die schriftliche (PolG I) bzw. mündliche (PolG II) Modulabschlussprüfung zu wählen.

Literaturhinweise

Schanetzky, Tim: Kanonen statt Butter. Wirtschaft und Konsum im Dritten Reich“, Bonn 2017. (Ausgabe: Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd: 1764, Preis: 1,50€.)

 

Chapoutot, Johann: Gehorsam macht frei. Eine kurze Geschichte des Managements – von Hitler bis heute, Bonn 2022 (Ausgabe: Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 10827, Preis: 4,50€)

 

Zur Exkursion nach Neckarelz:

Markowitsch, Tobias: Verlagert – demontiert – ausgeschlachtet: Goldfisch 1944-1974. Vom NS-Rüstungsbetrieb zur Maschinenfabrik Diedesheim, Ubstadt-Weiher 2018.