Tagung: "2000 Revisited - Rückblick auf die Zukunft"

  • Tagungsort:

    ITAS (Karlsstraße 11, 76133 Karlsruhe)

  • Datum:

    6./ 7.05.2017

  • Referent:

    Andie Rothenhäusler

Das Institut für Geschichte ist Mitveranstalter der interdisziplinären Nachwuchstagung "2000 Revisited - Rückblick auf die Zukunft", welche am 6. und 7. Mai 2017 im Foyer des ITAS stattfinden wird. Die Tagung soll junge Forschende aus den Geistes- und Sozialwissenschaften zusammenführen, welche sich mit Wissenschafts- und Technikfragestellungen beschäftigen. Geplant ist ein Forum zum interdisziplinären Austausch, welches auch offen für Interessierte aus anderen Fachrichtungen (etwa aus dem MINT-Bereich) sein soll. Im Rahmen des Tagungsprogramms gibt es für Teilnehmende auch die Möglichkeit, eigene Projekte und entstehende Ideen, die vom Tagungsthema abweichen können, vorzustellen und sich weitergehend zu vernetzen.

Tagungsthema: 2000 Revisited – Rückblick auf die Zukunft

Das Jahr 2000 diente den westlichen Gesellschaften mehrere Jahrzehnte lang als futuristischer Bezugspunkt, als imaginierte Zwischenstation einer ‚soziotechnischen ToDo-Liste‘ und mitunter als Synonym für die Zukunft selbst. Gerade in den 1960er Jahren behandelte nicht nur die Science Fiction, sondern auch eine Vielzahl von Print- und TV-Veröffentlichungen im Non-Fiction-Bereich die sozialen, kulturellen, medizinischen und räumlichen Veränderungen, die technische Innovationen und wissenschaftliche Durchbrüche bis zur Jahrtausendwende bringen würden. Erweitert wurde dieser Diskurs spätestens ab den 1970ern um eine ökologische Dimension und Themen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Energiekrisen, welche Zweifel an einem rundum positiven Pfad in die Zukunft weckten.

Die Auseinandersetzung mit Jahr-2000-Vorhersagen kann nicht nur Erkenntnisse darüber liefern, wie wissenschaftliche und technische Entwicklungen die gesellschaftliche Debatte formen und von dieser geformt werden, sie verrät uns möglicherweise auch einiges darüber, wie zutreffend Zukunftsprognosen überhaupt sein können und welche Faktoren bei ihnen über- und unterschätzt werden. Zudem liefert sie einen wichtigen Einblick in die Gedankenwelt und die Diskurse der technischen Hochmoderne.

Fragestellungen

  • Welche großen Entwicklungen in Wissenschaft und Technik wurden für das Jahr 2000 und das 21. Jahrhundert vorhergesehen, welche Technologiepfade erschienen vielversprechend?
  • Inwiefern traten diese Vorhersagen ein - und in welchen Bereichen stellten sie sich als fehlerhaft heraus bzw. erlebten eine Aktualisierung?
  • Welchen modernen Themenfeldern in Wissenschaft und Technik werden heute vergleichbare Erwartungen entgegengebracht?
  • Gibt es Zäsuren und Wendepunkte, an denen Erwartungshaltungen auf das Jahr 2000 vom Positiven ins Negative umschwenkten?
  • Gibt es aktuell ein ähnlich symbolträchtiges Datum wie das Jahr 2000 in der Zukunft?
  • Inwiefern präg(t)en solche ‚soziotechnischen Deadlines‘ die Kommunikation von Wissenschaft und Technik?

Tagungsprogramm

Samstag, 6. Mai 2017:

  • Andie Rothenhäusler (Karlsruhe): Begrüßung und inhaltliche Konzeption der Tagung
  • Andreas Lösch (Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse): Begrüßungsvortrag – Wie nimmt das ITAS Zukunft in den Blick?
  • Marcus Popplow (Institut für Geschichte): Forschung am Institut für Technikzukünfte des KIT: technikhistorische Perspektiven
  • Sebastian Beese (St. Gallen): (Post-)Koloniale Visionen. Deutsche Ingenieure und die Industrialisierung Afrikas
  • Elisabeth Schaber (Leipzig): Unsere sozialistische Welt von morgen. Zukunftsprognosen und -bilder aus der DDR der späten 1950er und frühen 1960er Jahre
  • Daniel Brandau & Tilmann Siebeneichner (Braunschweig/Berlin/Potsdam): Astrofuturismus: Der Weltraum im Jahr 2000
  • Torsten Kathke (Köln): „Zukunftsschock“ und „Grenzen des Wachstums“: Zukunftsvorstellungen in populären Sachbüchern der 1970er Jahre
  • Lisa Schröter & Nele Solf (Berlin): Geschirrspülmaschine oder bester Freund? Meredith Wooldridge Thrings Haushaltsroboter-Visionen von 1964 bis heute
  • David Freis (Münster): Medizin 2000. Die Medizin der Zukunft in der Bundesrepublik der 1970er Jahre
  • Frederik Vongehr (Marburg): Von der Literatur zur medizinischen Innovation und umgekehrt: Zur Wechselwirkung zwischen Science Fiction und Science Fact
  • Dirk Hommrich (Karlsruhe): openTA: Fachportal für Technikfolgenabschätzung

Sonntag, 7. Mai 2017:

  • Sebastian Wehrstedt (Dortmund): 100 mal „Zukunft!“ – eine Ausstellung als Rückblick auf historische Zukunftsvisionen
  • Paulina Dobroć (Karlsruhe): Visionen und Transformationsprozesse in der Technikfolgenabschätzung
  • Lucia Sehnbruch (Köln): Bildschirmmedien als blinder Fleck im Technik- und Symbolgebrauch
  • Jannis Hergesell & Arne Maibaum (Berlin): 2030 – Der demografische Wandel als neue soziotechnische Deadline
  • Silke Zimmer-Merkle (Karlsruhe): Automobile Assistenzsysteme als Technologie für das 21. Jahrhundert – Erwartungen, Visionen, Perspektiven
  • Claudia Obermeier (Kiel): Der Roboter in unserem Wohnzimmer oder: wie die Zukunft zur Gegenwart wurde. Pflegeroboter im Alltag älterer Menschen als Kompensation sozialer Fragmentierungsprozesse
  • Lars Gaentzsch (Eichstätt-Ingolstadt): Quantified Self: Verwissenschaftlichte Selbsterkenntnis im Kontext transhumanistischer Vision

Weitere Informationen:

  • Am 17.08.2017 ist auf H-Soz-Kult ein von Lisa Leander verfasster Tagungsbericht erschienen.
  • Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Tagungs-Website.

Kooperation

2000 REVISITED ist eine Kooperationsveranstaltung des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), des Instituts für Geschichte, des Instituts für Germanistik, des Instituts für Technikzukünfte (ITZ), der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften am KIT sowie des Interdisciplinary Network for Studies Investigating Science and Technology (INSIST) und wird von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert.