Torf: Ein übersehener Energieträger im 19. Jahrhundert

Torf: Ein übersehener Energieträger im 19. Jahrhundert

Während die Energiewende von der solarenergiebasierten oder organischen Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft mit Kohle als fossilem Brennstoff in den großen Linien gut bekannt ist, nimmt die Forschung gegenwärtig verstärkt traditionelle, regionale und kleinformatige Energieträger und -nutzungen in den Blick, die dennoch einen wichtigen Teil des historischen Energiemixes bildeten. Vor diesem Hintergrund untersucht das Forschungsprojekt die energetische Nutzung von Torf im 19. Jahrhundert in Deutschland.

Haushalte, Industrie, Gewerbe und Eisenbahnen nutzten Torf in verschiedenen Regionen im Norden, Osten und Süden Deutschlands, die über keine eigenen Kohlevorkommen verfügten. Damit diente Torf als eine Brückenenergie, indem so zeitweilig ein Bedarf gedeckt wurde, der nicht mehr über Holz und noch nicht über Kohle wirtschaftlich gedeckt werden konnte. Der Torfabbau öffnete der regionalen Industrialisierung und Urbanisierung Möglichkeiten und setzte zugleich Grenzen, da dieser Energieträger langfristig nicht mit Stein- oder Braunkohle konkurrieren konnte.

Das Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, auf einen bisher weitgehend übersehenen Energieträger aufmerksam zu machen und dessen Bedeutung erstmals deutschlandweit zu untersuchen. Torf stellt daher – so die übergeordnete These – einen bisher in seiner Bedeutung für die Energiegeschichte des 19. Jh. nicht ausreichend beachteten Brennstoff dar, an dem sich die Komplexität der Energiegeschichte einschließlich ihrer regionalen Varietäten im Übergang vom solarenergiebasierten zum fossilen Energieregime aufzeigen lässt. Darüber hinaus soll das Forschungsprojekt den Kenntnisstand über die Torfnutzung vertiefen und das Bewusstsein hierfür erweitern, da Moorböden gegenwärtig in der Klimapolitik als CO2-Speicher eine neue Bedeutung zukommt.